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So glatt läuft es natürlich nicht immer. Läuft Therapie überhaupt jemals
so glatt wie in der Fachliteratur? Diese Metapher vermittelt Ihnen aber
hoffentlich einen Eindruck davon, worum es in ACT geht: ein reiches,
sinnvolles Leben zu führen und den Schmerz zu akzeptieren, der unwei-
gerlich dazugehört. Sie zeigt auch, dass Achtsamkeit für uns kein spiri-
tueller Weg zur Erleuchtung ist, sondern wirksames Handeln ermögli-
chen soll. (Leider ist hier kein Raum, um zu beschreiben, wie Klienten
manchmal Einwände gegen diese Metapher erheben und wie wir wirk-
sam auf diese Einwände eingehen können.)

Die einzelnen Elemente der Metapher

ACT geht von zwei wesentlichen psychischen Prozessen aus, die in den
meisten Fällen die Ursache für seelischen Schmerz sind: „kognitive Fusi-
on“ und „Erlebnisvermeidung“. Teil 1 des Transkripts ist eine Metapher
für kognitive Fusion: die Verstrickung mit bzw. das Festhalten an unseren
Gedanken. Teil 2 ist eine Metapher für Erlebnisvermeidung: der unauf-
hörliche Kampf, um unerwünschte Gedanken, Gefühle, Erinnerungen
oder sonstige „private Erlebnisse“ zu vermeiden, zu unterdrücken oder
loszuwerden. (Unter privatem Erlebnis werden alle Ihre Erlebnisse wie
Emotionen, Empfindungen, Erinnerungen, Gedanken und dergleichen
verstanden, von denen niemand etwas weiß, solange Sie nicht darüber
sprechen.) Diese Übung ist im Übrigen nicht als Krafttest oder Wett-
kampf zu verstehen. Wenn Sie vermuten, dass Ihr Klient das Klemm-
brett zu heftig von sich wegschieben könnte, kommen Sie ihm zuvor,
indem Sie ihn bitten, nicht so stark gegen das Klemmbrett zu drücken,
sobald Sie ihn auffordern, das Brett von sich wegzuschieben. Sagen Sie
ihm, dass er nur ganz leicht drücken soll, damit Sie nicht umfallen. Pas-
sen Sie unter Umständen Ihren Gegendruck an. Nach ein paar Sekun-
den können Sie soweit nachgeben, dass das Klemmbrett quasi zwischen
Ihren Händen und den Händen Ihres Klienten „schwebt“.

   Teil 3 ist eine Metapher für Akzeptanz, Defusion und Kontakt mit
dem jetzigen Moment. Statt von Akzeptanz sprechen wir oft auch davon,
den „Kampf aufzugeben“, „es geschehen zu lassen“, „das Gefühl da sein
zu lassen“, „Raum zu geben“ oder „bereitwillig das anzunehmen, was sich

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