Page 5 - Empowerment in der arbeitsplatznahen Begleitung
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impuls B
Umsetzungsberatung
heraus kommen, kann also nicht vorgespielt oder antrainiert sein. Wir alle
kennen genügend Menschen, welche bei einer kurzen Begegnung sofort
überzeugen und mit ihren Worten und Gesten - mit ihrem Strahlen sofort
ansprechen und fesseln. Solche Menschen schaffen es, mit ihrem Leuchten
anderen Menschen kurzfristig ein Licht zu geben. Doch meistens hält diese Kraft
nicht lange an, weil sie nicht von innen kommt. Beispiele dafür sind Heiler,
Politiker oder Showmaster.
Mit unangenehmen Themen hat man im Change Management ständig zu tun.
Das muss nicht immer gleich die Entlassung von Mitarbeitern oder andere
einschneidende Maßnahmen sein – schon die Auseinander-setzung mit Kollegen,
die ihren Beitrag zum Vorankommen eines Projekts nicht leisten oder das
Ansprechen von persönlichen Auffälligkeiten kann unangenehm genug sein. Eine
Grundregel für das Ansprechen unangenehmer Themen – gleich ob es um Kritik
geht oder um das Überbringen schlechter Nachrichten – ist ganz einfach die
Wahrheit (bzw. das, was ich nach bestem Wissen und Gewissen dafür halte) zu
sagen – ohne Härte und Übertreibung, aber auch ohne Abschwächung und
Verharmlosung.
Empowerment zeichnet sich dadurch aus, dass es um unangenehme Themen
keinen Bogen macht, sondern sie mutig und konstruktiv adressiert.
Unangenehme Dinge sollten so frühzeitig wie möglich angesprochen werden
und nicht erst dann, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht und keine
andere Wahl mehr hat. Das ist eine wichtige Voraussetzung für Glaubwürdigkeit.
Konstruktivität im Empowerment bedeutet, dem Gesprächspartner bei aller
unmiss-verständlichen Klarheit wohlwollend und ohne offene oder versteckte
Feindseligkeit zu begegnen. Konstruktives Handeln ist damit in erster Linie eine
Haltungsfrage, also eine Frage davon, welche Einstellung man gegenüber dem
Gesprächspartner (und gegenüber dem Problem) einnimmt.
Selbstkompetenz und Kommunikationsfähigkeit
Gelebte Sozialkompetenz eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine
erfolgreiche Begleitung von Menschen. Doch was genau ist denn
Sozialkompetenz? Hans Rudolf Jost, Sachbuchautor und Unternehmensberater
beschreibt Sozialkompetenz wie folgt: „Die vier wichtigsten Voraussetzungen für
Sozialkompetenz sind meiner Meinung nach ganz einfach. Es sind dies Anstand,
Respekt, Demut und Authentizität.
Wer Anstand hat verfügt über Basisregeln, die ungestörter Interaktion dienlich
ist. Wer Respekt – sich und dem/der anderen gegenüber – lebt, anerkennt
Eigenheiten und Individualität. Demut – nicht die kirchlich Unterwürfige –
sondern Demut, verstanden als bewusstes Wahrnehmen der Grenzen (…), ist
die dritte Voraussetzung zur Sozialkompetenz, zusammen mit der Authentizität –
verstanden als Echtheit, Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Verlässlichkeit.“2
2 Jost, Hans Rudolf 2003, S.54
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