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Vorwort

Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) ist seltsam
kontraintuitiv. Unser Verstand bekämpft sie. Selbst erfahrene ACT-
Therapeuten und erfolgreiche ACT-Klienten1 machen die Erfahrung,
dass sie sich mit einem Element aus der Arbeit verbinden können und
einen Schritt weiterkommen, um dann Wochen später plötzlich festzu-
stellen, dass die Verbindung an Dynamik verloren hat, weil sie es fast
unmerklich zu etwas „Normalerem“ umformuliert haben, das jedoch
weitaus weniger hilfreich ist.

   In ACT geht es nicht darum, den normalen Modus des Verstandes zu
schulen. Es geht darum, sich vom Verstand zu befreien und ins Leben
einzutreten. Das gefällt dem Verstand nicht.

   Dieses Phänomen erklärt zumindest teilweise, warum ACT für die
meisten Therapeuten neu ist, obwohl diese Therapieform bereits vor fast
dreißig Jahren entwickelt wurde.

   Wir verbrachten ganz bewusst viel Zeit mit der Erforschung der zu-
grunde liegenden Prozesse und der Entwicklung einer Theorie in der
Hoffnung, damit über einen „Kompass“ zu verfügen, falls wir uns einmal
verirren sollten. Wir konnten mit verhaltenstherapeutischen Begriffen
exakt erklären, was mit „Verstand“ gemeint ist. Wir konnten mit verhal-
tenstherapeutischen Experimenten exakt erforschen, wie sich Defusion
auf den Einfluss unserer Kognitionen auswirkt und wie sich dank Ak-
zeptanz die Bedeutung von Emotionen verändert.

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